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BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Sportlich orientierter Umbau im Stil klassischer Racer. Optimierung der Fahreigenschaften und Reduzierung aufs Wesentliche. Stilelemente sind u.a. sportliche Sitzposition, Stummellenker, zurückverlegte Fußrasten, Einzelsitze mit Höcker, Alutanks in Rennsportoptik.
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aufmschlauch
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Motorrad:: BSA A65 Thunderbolt 1967
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BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von aufmschlauch »

Hallo Leute,
es wird zeit, dass ich mal meine Thunderbolt (Donnerbolzen) vorstelle. Wie fast alle meine Mopeds hat das Teil natürlich eine Geschichte, da müsst ihr nun durch :-) Damit es spannend bleibt, werde ich die mal Scheibchenweise präsentieren.

Technische Daten:
BSA A65 Thunderbolt
Zwei Zylinder, ein Vergaser.
650cc, 46PS, 175kg, 167km/h topspeed.

1997 bin ich aus dem Pott nach Berlin gezogen, erst mal keine Arbeit, kein Geld usw. Mit der richtigen Arbeitsstelle sollte es noch lange dauern, aber Jobs fanden sich dann ein und ich hatte 1998 endlich das Geld meine BMW zu holen. Die aus dem Profilbildchen. Na ja, Berlin hat alles, aber keine Garagen. Wohin mit dem Beiwagen im Sommer? Alles auf der Straße stehen lassen? Es reifte der Gedanke mich von der geliebten Gummikuh zu trennen, ich fuhr sie gut 12 Jahre und habe fast 300 000km damit abgerissen. Ist mir nicht leicht gefallen, aber ich wollte eine leichte Kiste, SR500 war da auch mal wieder ein Kandidat. Irgendwann sagte jemand: Fahr mal zu Jörg, der hat das Richtige für Dich. Jörg Niemeyer, der Engländer Händler in Berlin.

Ab zu Jörg und der hatte eine 76er Norton Kommando und metallic grün, sauschick. Und eine BSA Thunderbolt, die daneben wie Aschenputtel aussah. Da ich noch eine BSA C10 von 1948 hatte, hat es mir die BSA gleich angetan, vielleicht auch, weil ich Aschenputtel retten wollte. Also zuerst die BSA gesattelt und losgesaust. Zurück wollte ich die Norton nicht mehr fahren. Jörg: Oh, schon die Schnauze voll von den Briten? NEE! Ich will die Berta haben. Dann ging alles irgendwie ganz schnell. Jörg wollte meine BMW nicht haben, gab mir aber eine Adresse von einem Händler. Ich bin sofort hingefahren und der war ganz heiß auf die Kiste, hat mich von 9500DM auf 8600 herunter gehandelt und ich war total Happy. Mein Plan war, die BSA kaufen, eine neue Mopedhose und ein Helm muss drin sein plus etwas Handgeld.

Die Berta sollte 5800DM kosten und nach etwas Ringen, habe ich sie für 5800DM inkl. Gabelüberholung erstanden. Die Gabel war und ist auch nach der zweiten Überholung einfach immer noch Sch***** nur Druckdämpfung. Höflicher kann man das nicht ausdrücken. Bei der 67er haben die echt Resteverwertung gemacht und uralten Kram verbaut. Technisch war die Gabel identisch mit der C10, nur etwas dicker und die C10 war eine Konstruktion von 1933.

Dann konnte ich sie endlich abholen :-) 1998 Berliner Garage...
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Technisch war die in einem guten Zustand, aber viele Kleinigkeiten waren angegammelt, halt typisch für Berliner Bürgersteigmopeds. Der Auspuff hat sein Innenleben beiseite gelegt, aber da man bei dem Auspuff auch neu bereits einen Besenstil ganz durchschieben kann, änderte das nichts an der Lautstärke.
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Bis auf den Tacho und ein paar Schrauben, war die 100% original. Die ersten Kolben sind da heute noch drin :-) Keine Ahnung wieviel KM die auf dem Buckel hatte bzw. nun hat, der Tacho zeigte irgendwas an, weil der absolut nicht zur Tachoschnecke passte.
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Weil mir das Teil Rückenschmerzen machte, war der Tip: Mach nen M-Lenker drauf, das hat geholfen und war der Beginn meiner Kaffeemaschinen Karriere :-) Bilder davon habe ich noch nicht gefunden.
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Meine damalige Freundin war Hotelmanagerin, immer etwas bieder gekleidet. Aber als die auf dem Schüttelshake hinten drauf saß brüllte die nur: Nicht hochschalten, nicht hochschalten.... und wenn ich geschaltet habe gab was auf den Helm: Spielverderber!

Das Ding bin ich fast täglich gefahren, zur Arbeit und zu Freunden, immer wieder quer durch B. Richtig Zicken hatte die nie gemacht, hat sich immer mal was losgerappelt. Am WE dann raus auf die Landstraße und dem Teil die Sporen gegeben, Manno, die geht richtig ab bei dem geringen Gewicht. Ach ja die Heinrich Verkleidung der BMW habe ich dann samt Beinschilder im Winter drangehabt, da muss auch noch ein Bild existieren...

Dann wollte ich mal die Eltern besuchen und bin mit dem Schüttelshake in den Ruhrpott gefahren, 550km eine Tour. Sitzkomfort ist bei den Engländern verpönt und mit M-Lenker konnte ich zwar die Stöße von den knüppelharten Dämpfern mildern, aber die Füsse waren zu weit vorne. Die Vibrationen liessen die Hände ständig taub werden und dann kam das Wechselspiel: Mal löste sich ein Spiegel, dann eine Armatur, dann wieder Spiegel usw. .....das Werkzeug dafür hatte ich in der Jackentasche :-) Ansonsten hat sie gut durchgehalten, nur die Batterie ist übergekocht und hat dem Auspuff optisch den Rest gegeben.

Einem im Winter habe ich sie in den Keller gewuchtet um den kleinen Roststellen den Garaus zu machen, aber das ist langfristig ein aussichtsloser Kampf, wenn man nur eine Polo Garage auf dem Gehweg hat :-) Na ja, Kolbenringe habe ich erneuert, nicht weil da etwas dran war, sondern ich wollte sehen wie die von innen aussieht....Gewaltschrauber eben.

Werkzeug ist bei der 67er ein ganz trübes Kapitel, die Briten haben in den 50ern beschlossen auf US Gewinde umzustellen. Na ja so ganz haben die das nicht geschafft und bei meiner haben die wieder alten Prütt montiert, so dass die Schrauben sinnfreien durcheinander gewürfelt sind. Britische Schlüsselweiten sind nicht kompatibel zu den US Schlüsseln! Bei den US Schrauben haben die auch noch die 32tel Schlüsselweiten verbaut, sodass man den großen US Schlüsselsatz samt Nüssen braucht. Mein Werkzeug von der C10 reichte vorne und hinten nicht, habe dann US Werkzeug gekauft und reichte immer noch nicht, weil ich damals nicht wusste dass es 32tel überhaupt gibt. In meiner Not habe ich mir Schlüssel passend geschliffen :-) Man braucht immer mindestens 3 bis 4 Mal so viele Schlüssel wie bei einem metrischen Moped, bei meiner 67er Sonderausgabe :-)

Oder wie Jemand in einem australischem Forum schrieb: Die Briten haben eine bunte Mischung aus britischen Schraubennormen angerührt (BSW,BSF,CEI) und um unsere amerikanischen Freunde zu bespaßen noch US UNC Gewinde großzügig verstreut.

Ein Motorradstreckenposten hat mich mal rausgefischt und meinte: Schade, ich dachte da könnte ich mal jemandem die Hammelbeine so richtig lang ziehen. Aber die darf ja so einen Radau machen. Ich sagte: Der Krach geht mir manchmal auch ganz schön auf den Zünder und ich überlege ob ich da nicht Stahlwolle in den Auspuff stopfe. Er: Bist Du verrückt? Bei Änderungen an der Auspuffanlage erlischt die Betriebserlaubnis! :-)

2 b continued ....

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Kinghariii
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Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von Kinghariii »

Traumhaftes Motorrad mit einer ausgesprochen unterhaltsamen und lesenswerten Geschichte!! :) Gerne mehr Fotos!

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Bambi
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Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von Bambi »

Klasse, ich bin begeister, Schlauchi!
Und den Jörg Niemeyer kenne ich auch noch aus der Zeit, als er sein erstes Veteranen-Trial in Niederwetz fuhr - mit einer Moto Cross BSA. Am oberen Ende des Steilhangs musste er immer noch einmal ein bißchen Gas nachlegen und kam jedesmal der Chance auf einen Rückwartssalto bedrohlich nahe ...
Schöne Grüße, Bambi
'Find me kindness, find me beauty, find me truth' (Dreamtheater aus 'Learning to live')

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BoNr2
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Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von BoNr2 »

wirklich schön zu lesen! *like*!
:clap: .daumen-h1:
warte auf mehr
:prost:

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olofjosefsson
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Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von olofjosefsson »

Hallo, bist du damit schon mal 167 km/h gefahren ?
Würde mich interessieren.
Gruss
Olof
Gruss und Danke,
Olof

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aufmschlauch
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Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von aufmschlauch »

Hallo Olof,
die kurze Antwort ist ja, in etwa...

Ich bin kein Vollgas-Heizer, aber alle meine Mopeds mussten einmal zeigen was sie können. Gestern bin ich noch auf fast 145 gekommen, ich habe noch etwas Probleme mit der Reifenwucht. Neuens Wucht/Zentriergerät gekauft und hinten ist es nun ruhig, aber vorn fing es an zu zappeln, da muss ich noch mal ran.

Damals hab ich es aber gemacht, der Tacho war total ungenau, aber ich habe mir ausgerechnet, dass wenn der 110 anzeigt sollten es 160 sein (bei 100 zeigte der ungefähr 70 an). Na ja, man kann es kaum beschreiben, bei 120km/h 4500U ist das Teil irre Laut und die Vibrationen werden langsam ungemütlicher.

Das Moped ist leicht und man sitzt recht hoch, so dass Seitenwind höllisch werden kann. Ab 140km/h schaue ich weder auf den Tacho noch sonst was. Das Gefühl auf einer Kanonenkugel zu sitzen, die jeden Moment explodiert, wird immer realistischer. Man legt sich schon aus Angst auf den Tank und klammert sich mit Knien und Händen an den Schüttelshake. Ich muss der rechten Han befehlen nicht nachzulassen, die Geräusche machen dich nun halb taub und die Vibrationen massieren Dir die Falte aus dem Hintern.

Jetzt kommt das Adrenalin, aber heftig. Das Gefühl man besiegt auch die unmöglichsten Dinge lässt Dich weiter machen. Es wird klar, warum moderne Maschinen so schwer sind, leicht ist ab 150km/h ein scheiß Gefühl....Egal man gewöhnt sich dran und man schießt nun sauber über die Bahn, das große Vorderrad und der lange Nachlauf hat schon seinen Grund. Die Autos tendieren nun dazu auf dem Randstreifen zu halten um den vermeintlichen Düsenjet landen zu lassen. Das Geräusch was die Blechkisten reflektieren, ist wirklich mörderisch.

Dann traut man sich auch mal kurz auf den Tacho zu schielen. Die Nadel zappelte zwischen 105 und 125km/h, kann man gerade so noch ablesen, da dass Zifferblatt durch die Vibrationen verschwommen ist. Kurzes Kopfrechnen: Mittelwert minus Tachovorlauf mal Toleranzkonstante ergab:

167km/h waren es nicht ganz, aber in etwa 166,7321km/h :-)

Zuhause angekommen, braucht man dringend ne Uhle Sauerländer Sterbehilfe und wenn man genug intus hat gibt man dem Mistbock Tiernamen und schwört das man das nochmal macht....auch wenn die Vernunft wieder dazwischen grätsch und sagt: Das wollen wir mal sehen Du Angeber.

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grumbern
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Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von grumbern »

Na, dann passt der Tacho doch ganz gut. Einfach km/h mit mph überpinseln. Wenn man da etwas großzügig ist, haut das hin ;)

Bird
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Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von Bird »

aufmschlauch hat geschrieben: 1. Sep 2021 [...] Ich sagte: Der Krach geht mir manchmal auch ganz schön auf den Zünder und ich überlege ob ich da nicht Stahlwolle in den Auspuff stopfe. Er: Bist Du verrückt? Bei Änderungen an der Auspuffanlage erlischt die Betriebserlaubnis! :-) ...
:P
Schöne Story und sehr schöne BSA. Weiterhin viel Spass mit dem Bike!

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olofjosefsson
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Motorrad:: Motobsawatriumphtonsonha......

Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von olofjosefsson »

Danke Schlauchi, das entspricht meiner Erfahrung. Ab 130 km/h werden die Motorgeräusche so dass ich nicht weiter beschleunigen will :salute:
Gruss und Danke,
Olof

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DocShoe
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Re: BSA» A65 Donnerbolzen 1967

Beitrag von DocShoe »

Moin,
wie cool beschrieben! So geht es mir jedesmal, wenn ich meine Bonni frage, ob sie die TON noch schafft. 100mls/h sind auf den leichten Dingern mit 35mm Gabeln auch immer irgendwie ne Ansage.
Wie smart ist es aber n Moped zu haben, das Donnerbolzen heisst!
Sie können, aber sie müssen nicht......Dir viel Spass mit demTeil....Britbike rules!
... when you see God, then you brake!
Kevin Schwantz#34

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