Da der Kolben im Zylinder auf und ab geht, verändert sich auch jedesmal das Luftvolumen im Kurbelwellenraum.
Ursprünglich gab es da unterhalb des Zylinders auf der linken Motorseite einen kleinen Anschluss, der nach hinten gerichtet ist - die Enfieldianer nennen den "Wurmfortsatz".
Wenn ich das auf Deinen Bilder richtig sehe, hast Du ihn an Deiner Maschine auch.
Früher hing dort ein kurzer Schlauch dran, der bis zur Kette ging. Am Ende des Schlauches war ein "Schnatterventil" angebracht - zwei Gummilippen, die wie ein Entenschnabel aufeinanderliegen.
Überdruck im Kurbelwellenraum (Zylinder bewegt sich nach unten) - Gummilippen werden auseinandergepresst und Luft entweicht
Unterdruck im Kurbelwellenraum (Zylinder bewegt sich nach oben) - Gummilippen liegen aufeinander und verschließen halbwegs dicht.
Dadurch entstand ein permanenter leichter Unterdruck, der der Dichtigkeit des Kurbelwellenraums zugute kam.
Leider entweicht da nicht nur Luft, sondern auch etwas Ölnebel - der hat die Kette geschmiert und gut war.
So war es in der "guten alten Zeit", früher, als sogar die Zukunft besser war
Heute ist das ja nicht mehr zulässig.
Also hat man den Schlauch in einen Abscheider unter dem Batteriekasten geführt. Öl sollte sich dort sammeln und ab und an entleert werden.
Die überschüssige Luft ging dann mit Schlauch in den Luftfilter und wurde wieder mit angesogen.
Schöne Theorie!
In der Praxis setzte sich aber auch Ölnebel im Schlauch zum Luftfilter ab. Hinzu kommt die Vermengung mit kondensierter Luft - ein cremig weißes Öl-Wasser-Gemisch entsteht - und deswegen hieß diese Abscheider bei den Enfieldianern einfach nur "Nivea-Dose"
"Nivea" setzte gerne mal den Schlauch zum Luftfilter zu, solange bis der Überdruck groß genug war, den ganzen Schmadder eines Tages unverhoft in den Luftfilter auszurotzen - Schön ist irgendwie anders....
Nächste Entwicklungsstufe:
Die Kurbelwellenentlüftung wurde woanders realisiert (ich glaube in den Ventilrieb oder der Zanhradkaskade zur Zündung) Problematisch blieb das Nivea-Problem aber dennoch, weswegen im Enfield-Forum oft angeraten wurde, den Wurmfortsatz wieder aufzubohren und zu nutzen.
Von den einschlägigen Lieferanten gibts einen Aufsatz auf den Öleinfüllstutzen.
Dorthin kommt dann der Schlauch vom Wurmfortsatz. Das Öl kann darin sich absetzen und läuft in den Öltank zurück. Im Idealfall wird das Öl warm genug, um darin gelöstes Wasser "auszudunsten".
Der Aufsatz hat noch nen zweiten Anschluss - klar, die überschüssige Luft muss ja raus - dieser kommt dann offiziell in den Luftfilter oder eben sicher nicht ganz legal mit Schnabelventil zur Kette. Theoretisch kommt ja nicht mehr viel Öl raus, da vorher abgeschieden, praktisch ist das vom Zustand Deiner Ölabstreifringe abhängig.
http://www.hitchcocksmotorcycles.com/ht ... /90060.jpg
Was für ein Roman....
Ich empfehle Dir, da mal selber im Enfield-Forum zu recherchieren - Stichwort ist "Nivea"
Grüße,
Christoph